Buch-Nr. 253 aus der Kategorie »Biographien und Erinnerungen«
Weitere Bücher aus
der Kategorie:
Als ich die bunte Mütze trug
Als Student in Königsberg
Blau-rot-gold
Burschenleben im Vormärz
Ein Heidelberger Bursch
Eines Burschen Frohnatur
Erinnerungen eines alten Jenensers
Humoristische Erinnerungen aus meinem academischen Leben
Humoristische Erinnerungen aus meinem academischen Leben
Remembrances of the Burschenschaft
So streng war´n dort die Bräuche
Student in Jena 1893 - 1896
Tripper, Jeu, Mensuren
Vergangene Farbenwelten - Erinnerungen jüdischer Korporierter - Band I
Vergangene Farbenwelten - Erinnerungen jüdischer Korporierter - Band II
Jüdische Korporierte gab es seit der Entstehung der Korporationen in ihrer heutigen Form, also etwa seit Beginn des 19. Jahrhunderts, in Corps, Burschenschaften und anderen Verbindungen – von den sich ausdrücklich als "christlich" verstehenden Bünden einmal abgesehen. Dieser Zustand hielt bis in die 1880er Jahre an, als immer mehr "normale" Korporationen dazu übergingen, keine jüdischen Studenten mehr aufzunehmen und damit, von Ausnahmen abgesehen, zwar nicht unbedingt antisemitisch, aber doch a-semitisch zu werden.
Kurt U. Bertrams
Vergangene Farbenwelten - Erinnerungen jüdischer Korporierter - Band II
Etwa zeitgleich, aber ohne Kausalzusammenhang mit dem nun nicht mehr religiös motiviertem A- bzw. Anti-Semitismus entstanden in Österreich jüdische Verbindungen – sie entstanden nicht, weil ihre Mitglieder in keine "deutsche" Verbindung durften, sondern weil sie, die sich als Angehörige eines eigenen Volkes, einer eigenen Rasse fühlten, nicht hinein wollten.
Anders war es im Deutschen Reich. Hier erfolgten die Gründungen als Reaktion auf die Praxis der übrigen Korporationen – entweder ganz bewußt und betont als exklusiv jüdisch ("Trotzjudentum"), wie es verbandsmäßig der Kartell-Convent der Verbindungen deutscher Studenten jüdischen Glaubens (KC) darstellte, oder "paritätisch" d. h. jegliche religiösen oder abstammungsmäßigen Unterschiede ignorierend, wie es die Vereine im Bund Freier Wissenschaftlicher Vereinigungen (BFWV) oder die Verbindungen im Burschenbunds-Convent (BC) taten. Entsprechend hätten sie bei einer Änderung der Aufnahmepraxis der christlichen bzw. arischen Studentenverbindungen ihre Daseinsberechtigung verloren. Bei den nationaljüdischen Verbindungen im Bund jüdischer Corporationen (BJC) und im Kartell Zionistischer Verbindungen (KZV), beide 1914 fusioniert zum Kartell Jüdischer Verbindungen (KJV), war es – wie in Österreich – der Gedanke, daß die Juden ein eigenes Volk und somit keine Deutschen seien, sie demzufolge in deutschen Verbindungen auch nichts zu suchen hätten, der zu ihrer Gründung führte. Bei den Vereinigungen Jüdischer Akademiker stand der Wunsch, gemeinsam in der damals üblichen Form einer Studentenverbindung gesetzestreues Judentum zu leben, im Vordergrund.
Die Zeitspanne erstreckt sich vom letzten Viertel des 19. Jahrhunderts, als sowohl prononciert jüdische wie auch theoretisch "paritätische", faktisch aber ebenfalls jüdische Verbindungen aufkamen, bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges mit einer bewegenden Schilderung aus dem Ghetto Theresienstadt, wo sich zahlreiche jüdische Korporierte zusammenfanden.