Buch-Nr. 269 aus der Kategorie »Gaudebamus!«

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Kurt U. Bertrams (Hrsg.)

GAUDEBAMUS - Band XVIII

„Mein Glück, aus der Schule heraus zu sein, war ungeheuer. Frei sein, Herr meiner Zeit und meiner Beschäftigungen sein, nicht mehr Angst haben und betrügen müssen, nicht mehr belauert, beargwohnt, gedemütigt werden, das war unglaubhaft schön. Jetzt war das Leben da mit seinen Geheimnissen, seinen unübersehbaren Möglichkeiten. Ihm gegenüber verlor das Buch plötzlich seine Anziehungskraft, war aus Papier, die Zeit war zu kostbar, um Seite für Seite umzuwenden und einige Gedanken zu ernten. Was waren Ideen und Probleme im Vergleich zur Tat? [...]
Ich verlangte nach Bekenntnis, Kampf, Bewegung, nach Beziehung zu Kameraden, die diese gleichen Bedürfnisse hatten. Ich war durchaus bereit, von einer großen geistigen Strömung der Jugend mitgerissen zu werden. Aber in dem saturierten kaiserlichen Deutschland gab es dergleichen nicht. Da gab es junge Menschen, die sich fleißig ihrem Studium widmeten, um es dereinst zu Stellung, Ansehen und Geld zu bringen. Da gab es andere, die über ihr Fach hinaus „geistige Interessen“ hatten, die sie an Diskussionsabenden befriedigten. Wieder andere sangen oder turnten miteinander. Es gab vornehme Klubs, deren Mitgliedern es genügte, die Abende unter Standesgenossen zu verbringen. Und dann gab es die schlagenden, farbentragenden Verbindungen ...“ Diese Erkenntnis des Kunstschriftstellers Wilhelm Uhde hatten auch weitere Schriftsteller.